Quoted By:
Es ist unwahrscheinlich, dass Russland auf absehbare Zeit kapitulieren wird und sich aus der Ukraine zurückzieht. Doch eines ist bereits jetzt klar: Russland ist nicht stark genug, um dem Westen tatsächlich gefährlich zu werden. Wenn es bereits ausreicht, dass der Westen Waffen liefert, kann man sich ausmalen, was passieren würde, sollte Russland zusätzlich einen NATO-Staat angreifen. Freilich spielt Russland oft die „Nuklearwaffen-Karte“ als Drohmittel aus, doch ist diese Waffe längst stumpf geworden. Der russischen Führung dürfte bewusst sein, dass ein Einsatz von Nuklearwaffen eine entsprechende Gegenreaktion nach sich ziehen würde. Russland könnte somit zwar viel Schaden anrichten, jedoch keinen Krieg gewinnen. Was für den Westen somit auf dem Spiel steht, ist einzig die Ukraine selbst. Im Vergleich zu Russland halten sich seine Verluste dabei stark in Grenzen und sind rein auf finanzielle Kosten beschränkt.
Dennoch ist der Krieg keineswegs vom Westen gewollt oder bewusst provoziert worden. Das kapitalistische System basiert auf Globalisierung und lebt von seiner ökonomischen Stärke. Es gibt in einem Krieg Gewinner; die Waffenindustrie beispielsweise oder Kreditgeber. Doch mit Blick auf die Weltwirtschaft insgesamt gilt: Krieg ist schlecht, Frieden ist gut. Weil im Kapitalismus wirtschaftliche Interessen vor ethischen Bedenken stehen, waren sich die Herrschenden über Jahre nicht zu schade, mit Russland zu handeln. Die Handelsbeziehungen mit Russland haben den Wohlstand gemehrt und das System somit gestärkt. Mit der russischen Invasion vom 24. Februar hat die Weltwirtschaft Schaden genommen. Das Kind ist damit schon in den Brunnen gefallen, die negativen Folgen sind bereits da. Wie der Krieg ausgeht, ist letztendlich zweitrangig. Jeder Frieden bedeutet letztlich steigende Kurse, langfristig gesehen neue Handelspartnerschaften, neue Aufträge und Wirtschaftswachstum. Ob nun Russland oder die Ukraine gewinnen, ist so gesehen nicht entscheidend.